Jessica Müller „Tod hinter der Maske“

Eigentlich hatte Charlotte von Winterberg genug von Problemen, als sie vor einer arrangierten Ehe aus ihrem Berliner Elternhaus flüchtet, nur um in London direkt bei einem Giftmord während einer maskierten Spenden-Soiree anwesend zu sein.
Von konventionellen Ermittlungsmethoden hält der leitende Inspector Basil Stockworth nicht allzu viel und so wird Charlotte von Winterberg in den Haushalt des Opfers eingeschleust, um die internen Querelen innerhalb der Familie zu studieren.
Doch das ist nicht so leicht gesagt wie letztlich getan. Das Opfer war kein Kind von Traurigkeit und so stellt sich nicht die Frage, wer überhaupt einen Grund für den Mord hatte, sondern eher wessen Motiv war stark genug.
Dass Charlotte in dem Haushalt in Gefahr gerät und der Inspector alle Fäden ziehen muss, um letztlich einen Erfolg zu verbuchen, sowohl dienstlich als auch privat sei noch erwähnt, aber zuviel darf man bei Detektivgeschichten nicht verraten, denn das Mitraten ist ja eins der wichtigsten Elemente beim Lesen.

Jessica Müller legt mit ihrem ersten viktorianischen Krimi eine schöne Hommage an klassische Detektivgeschichten vor. Ein Polizist und eine vornehmlich private Person mit Geist und Verstand begeben sich in dem ersten Band der Reihe um Charlotte von Winterberg und Basil Stockworth im Jahr 1865 in London auf Verbrecherjagd.
Lokalkolorit, historische Details, eine flüssige Sprache, ein abgerundetes Ende, es gibt nichts, was Jessica Müller hier dem Zufall überlässt. Ein schöner Auftakt in eine neue viktorianische Krimireihe.

4 von 5 Masken

Posted in 1 Buch - 2 Rezis, Rezensionen, Viktorianische Krimis | Leave a comment

Arthur Conan Doyle „Sherlock Holmes“

Man mag sich fragen, warum es die letzten Tage eher ruhig auf dem Blog ist. Gerade erst gestartet, danach einige Beiträge hochgeladen und dann wird es weniger?
Es sei gesagt, wenn man etwas schaffen will, was auf etwas Altem basiert, muss man erstmal das Original erneut erkunden, um das Neue authentisch aufleben zu lassen.
Kryptisch? Ja…
Macht es neugierig? Wir hoffen…
Deduktion erwünscht? Auf jeden Fall…

Posted in Sherlock Holmes, Von der Idee zum Buch | Leave a comment

Ambrose Parry „Die Tinktur des Todes“

Edinburgh, 1847.
Im viktorianischen Edinburgh kommt es zu einer Reihe von ungewöhnlichen Todesfällen. Doch da es sich vornehmlich um junge Frauen von niederem Stand handelt, ist die Polizei schnell mit dem Urteil „Selbstmord“ dabei.
Als die junge Evie stirbt, glaubt der junge Medizinstudent Will Raven nicht, dass sie sich selbst umgebracht hat. Trotzdem er gerade seine neue Stelle bei Dr. Simpson angefangen hat, versucht er Beweise dafür zu finden, dass sie sich nicht selbst getötet hat. Das Hausmädchen Sarah steht ihm dabei zur Seite, auch wenn sie ihm eher aus Eigennutz hilft.
Eine weiterer Teil der Geschichte ist die Entwicklung der Anästhesie und der oftmals verzweifelte Versuch die Medizin voranzubringen.
Ambrose Parry taucht ein in das nebelige Edinburgh mit all seinen Spelunken, seinen Erpressern, seinen Dieben und seinen Huren. Ein Menschenleben ist zu dieser Zeit oftmals nicht viel wert und gerade im Gesundheitswesen herrscht eine strikte Zweiklassengesellschaft.
Sehr anschaulich und gegenfalls auch brutal wird geschildert, wie das niedere Volk zum einen und die Reichen auf der anderen Seite behandelt werden und auch wenn man zeitweise meint, den Gestank aus der Gosse wirklich riechen zu können, so ist das Buch wirklich grandios. Nichts wird beschönigt, aber es wirkt auch nichts maßlos übertrieben.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und wenn man Edinburgh kennt, kann man der Handlung auch wunderbar durch die Stadt folgen.
Das Buch ist einerseits ein wirklich guter Krimi, andererseits aber auch ein sehr gesellschaftskritischer Roman und des Weiteren auch noch eine gute Einführung in die Welt der Medizin und Anästhesie.
Ein hervorragender Auftakt für neue Krimireihe.

5 von 5 Tinkturen

Posted in Rezensionen, Viktorianische Krimis | Leave a comment

Detektivgeschichten und mehr

Eines der schlimmsten Dinge, die einen Leser in Mitleidenschaft ziehen kann, ist die Leseflaute. Kein Buch, selbst das berühmt-berüchtigte Lieblingsbuch kann einen nicht aus der Talsohle der Unlust hervor holen, wenn man einmal richtig von einer Leseflaute ergriffen ist.
Und nun?
Heißt das automatisch auch, dass man von den geliebten Detektivgeschichten Abstand nehmen muss?
Jein.
Sicherlich ein Buch ist ein Buch ist ein Buch, aber um nicht völlig aus dem detektivischen Tritt zu kommen, hat sich die Spieleindustrie etwas einfallen lassen. Denn nicht nur in Büchern ermitteln Detektive, nein, die Spieleindustrie macht uns selbst zu Detektiven und Ermittlern und das auf die unterschiedlichste Weise.
Schon seit Jahren gibt es Kreuzworträtselbücher, die hat schon mein Opa gehabt, aber auch diese waren einem Wandel unterworfen. So gab es irgendwann darin die beiden Bildchen, auf denen man Fehler suchen musste oder man musste einen Weg durch einen Irrgarten finden. Still und heimlich wurde eine neue Gattung Rätselraten eingeführt, die denen unseres Meisterdetektives Sherlock Holmes nichts nachstand.
Heute kommen die Rätsel in den verschiedensten Varianten daher. Ob als Rätselbuch, als Kartenspiel, als Briefpost, als Bücher zum Aufschneiden, als Adventskalender…
In vielem können wir unsere detektivischen Fähigkeiten üben und verbessern, selbst wenn uns das Buch ansich im Moment ein wenig suspekt erscheint.

Posted in Sonstiges | Leave a comment

Francis Meynell „Das Wochenend-Buch“

Heutzutage scheint es oftmals so, als habe man kein Wochenende mehr. Die Arbeit, die unter Woche liegen geblieben ist, will am Wochenende erledigt werden, man muss gar am Wochenende arbeiten oder man hat andere Verpflichtungen, die das Gefühl eines freien Wochenendes unterdrücken.
Doch wie war es, als die Menschen noch Zeit hatten? Nicht vor Fernsehern, Sozialen Medien oder ähnlichem hingen, um sich unterhalten zu lassen?
„Das Wochenend-Buch“ kommt nicht nur in seiner Gestaltung nostalgisch daher, es ein wahrlich ein Klassiker aus dem Jahre 1924 in neuem Gewand. Denn wie sollte man seine Zeit verbringen, bis man zum nächsten Kricket-Spiel aufzubrechen oder den nächsten Empfang zu geben hatte? Und überhaupt, worüber sollte man sich mit seinem Tischnachbarn unterhalten? Wieder einmal das Wetter (wobei da sicherlich Herr Knigge auch noch das eine oder andere Worte mitzureden hätte)?
Dieses Buch ist vieles. Wollen Sie ein Picknick veranstalten? Hervorragend, dann finden Sie hier die richtigen Füllungen für Ihre Sandwiches.
Sie wollen sich in Konversation üben? Grandios. Wie man höflich eine Abfuhr erteilt oder auch noch die ungesprächigste Auster zum Reden bekommt, das Buch bietet eine Antwort.
Sie wollen die Frau Ihres Herzen mit Ihrem Charme und Wissen beeindrucken? Lesen Sie den Abschnitt über die Sterne und legen Sie sich mit ihr unter den Nachthimmel und schon sind Sie Ihrem Herzen ein Schritt näher.
Unterteilt in zwanzig Kapitel zu den Themen Land, Essen, Bildung, Spiel und Etikette findet sich für den geneigten Leser tatsächlich immer etwas, dass das Interesse anzieht und so…
… wollen wir den Browserverlauf nicht lieber schließen und ein gutes Buch zur Hand nehmen?

Posted in Buchvorstellungen | Leave a comment