Patrick Hertweck „Der letzte Rabe des Empire“

London, 1888.
Durch die Straßen von Whitechapel dringt das Krächzten eines Raben, als Jack the Ripper sich über ein weiteres Opfer hermacht…
Halt, stop. Nicht wegklicken.
Ich weiß, über Jack the Ripper hat man schon viel gelesen, aber…
Was wäre, wenn es in einen Buch darum ginge, dass Jack the Ripper nur eine Nebenfigur wäre.
Eine Nebenfigur in einer ganz anderen, viel größeren Geschichte?
Glaubt ihr nicht?
Melvin, ein heranwachsender Junge von den Straßen Londons, ist in der Nähe, als Jack the Ripper zuschlägt und wird doch von ihm verschont. Sollte er es wirklich nur auf Frauen abgesehen haben? Auch wenn Melvin alle Frauen kannte? Melvin und auch sein Freund Wilkie meinen ein Muster in den Morden entdeckt zu haben, als Melvin urplötzlich verschwindet. Sollte der Ripper ihn nun doch geholt haben?
„Der letzte Rabe des Empire“ erzählt auf 473 Seiten eine etwas andere Geschichte über Jack the Ripper, als sie uns aus den Geschichtsbüchern bekannt ist.
Das Buch richtet sich dabei an jüngere Erwachsene, was einem erwachsenen Leser beim Aufbau der Handlung auffällt. Denn auch wenn das Buch nicht in das Genre Thriller fällt, überwiegt in dem Buch durch die kurzen und schnellen Szenenwechsel das spannende Element. Denn nicht nur die Geschichte von Melvin, Wilkie und Jack the Ripper wird erzählt. Es geht auch um Vincent Berengar, Samuel Seymour, Inspector Abberline, Joseph und sein Meister. Viele Handlungsstränge, viele Geschichten und Schicksale werden vor dem Leser ausgebreitet und man kann oftmals das alte, dreckige London zwischen den Zeilen riechen. Ob unten an den Docks, im Unterschlupf von Vincent, in der alten Kirche, in Whitechapel oder oder oder… Jeder Platz führt uns tiefer in das viktorianische London und auch in die Tiefen der Vorstellungskraft, denn was wenn es nicht nur Menschen in London gäbe, sondern auch andere Wesen?
Das Buch erzählt die Ereignisse innerhalb von sieben Tagen, sodass man als Leser an der Dynamik der Ereignisse unmittelbar beteiligt ist und mit den einzelnen Charakteren nach Gerechtigkeit fiebert und mit ihnen leidet. Ein Buch, das ein anderes Licht auf das London jener Zeit wirft, so fantastisch es auch sein mag.

4 von 5 Raben

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