Mit „Londons Lost“ erschien kürzlich ein neues, von Sherlock Holmes inspiriertes Werk. Wer einen eher traditionellen, stringent erzählten Krimi erwartet, dürfte überrascht werden. Der Roman hat einen episodischen Aufbau. In einer Rahmenhandlung, die mit den Whitechapel-Morden 1888 (Jack the Ripper) beginnt, wird erzählt, wie sich Holmes dem Waisenmädchen June annimmt, sie als Mentor ausbildet und schließlich zum Teil seiner Baker Street Irregulars (Straßenkinder) macht. Im Verlauf des Buches lernt June Lilah aus gutem Hause kennen, die mit ihr im Auftrag von Holmes gemeinsam mehrere Fälle löst.
Das Buch richtet sich zwar nicht explizit an Jugendliche, doch mit seinen jungen Protagonistinnen und einer modern gehaltenen, schlichten Sprache erinnert es mehr an „Enola Holmes“, „Shirley Holmes“ oder auch „Die drei ???“ als an „Der Hund von Baskerville“. Trotz des Vorkommens von Holmes, Watson und den Baker Street Irregulars wirkt es auf mich daher mehr wie eine Hommage, als ein Pastiche. Es sei lobend erwähnt, dass die Autorin trotz der modernen Ausrichtung ein stimmiges Bild der viktorianischen und edwardianischen Ära zeichnet und mit kleinen Anspielungen auch gute Kenntnisse des Holmes-Werkkanons unter Beweis stellt.
Der erste Band der Dilogie endet mit einem Knall und es bleibt abzuwarten, wie die Geschichte im zweiten Band weiter- und ausgeht.
Mehr zum Buch erfahrt ihr auf dem Blog der Autorin: bakerstreettales.com