Ist euch schon aufgefallen, dass ihr immer unterschiedlich lest? Wenn ihr einen Text auf der Arbeit lest, lest ihr ihn anders, als wenn ihr ihn in der Freizeit lest. Nochmal anders lest ihr ihn, wenn es sich um ein Sachbuch handelt oder um eine Geschichte. Richtig?Doch wie habe ich diese Anthologie gelesen? Unter der Obhut von Mike Ashley haben sich 1997 26 Autoren zusammengefunden, um diese Anthologie zusammenzustellen. 26 Geschichten, alle unterschiedlich und doch haben sie alle eins gemeinsam. sie huldigen Arthur Conan Doyles Figur Sherlock Holmes.
Als herangehende Herausgeberin einer eigenen Anthologie, wie lese ich so ein Werk? Lese ich es aus der Sicht eines Sherlock Holmes Fans? Oder lese ich es der Sicht der Herausgeberin? Hätte ich genau diese Geschichten für gut befunden? Hätte ich die eine oder andere weggelassen? Hätte ich das Buch genauso aufgebaut?
Was mir richtig gut gefallen hat, ist die Aufteilung der Geschichten nach Jahrzehnten. Mike Ashley hat zu den Geschichten kleine Texte geschrieben, die die verschiedenen Jahrzehnte und ihre neuen Geschichten miteinanderverbindet und zeitgleich lässt er sich nicht nehmen, die originalen Geschichten zu benennen und sie in Bezug zu den neuen Geschichten zu stellen.
Eine kleine Einführung zu Beginn, eine Chronologie und Bibliographie zum Schluss bilden einen Rahmen um die Geschichten und setzen die klassischen Geschichten mit den modernen in Verbindung.
Doch was „können“ die modernen Geschichten? Nun, vorab gesagt, es gibt keine Geschichte, welche wirklich schlecht ist weder inhaltlich noch stilistisch. Hier nun scheiden sich allerdings die Geister, denn die Frage ist nun, was will man als Leser lesen? Will man den drölfzigsten Fall, in dem Sherlock Holmes eine vermisste Person sucht oder einen geheimnisvollen Brief erhält? Will man wieder etwas darüber lesen, dass Mycroft, wenn er mal seinen Körper aus dem Diogenes Club schiebt, besser in der Deduktion ist als Sherlock.
Hier gibt es kein richtig oder falsch. Hier ist es jeder individueller Leser und jeder einzelne Sherlock Holmes Fan, der das für sich entscheidet.
Die meisten der Geschichten in dieser Anthologie sind nah am Kanon, aber ein paar trauen sich heraus aus der „Sicherheit“, wagen ihre eigene Darstellung des Sherlock Holmes und seines eigenen Falles. Hier gibt es kleine literarische Perlen unter den Kurzgeschichten zu entdecken, man muss sie nur finden. Also ran an die Lupe, den Earl Grey eingeschüttet, eine Pfeifchen angezündet und es sich im Sessel bequem gemacht, um weitere Abenteuer des deduktiven Genies zu entdecken.
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